Das Patriarchat – was ist das überhaupt?
Das Patriarchat* ist ein allgegenwärtiges und alles durchdringendes Denksystem mit ausgeprägten Suchtstrukturen. Es wird von beiden Geschlechtern aufrechterhalten und schadet auch beiden Geschlechtern.
(*«Am Anfang der Vater», «Vater-Ursprung»)
Wenn man von Matriarchat und Patriarchat spricht, führen die Begrifflichkeiten immer wieder zu Verwirrungen und Missverständnissen. Deshalb seien sie hier gleich zu Anfang geklärt:
- Das Patriarchat ist ein Denksystem. Es sind nicht die Männer als solche gemeint.
- Matriarchat bedeutet nicht «Frauenherrschaft». Gemeint ist Matrifokalität: Im Zentrum der Gemeinschaft steht die Mutter. Es geht nicht darum, dass Frauen über Männer herrschen.
Zentrales Dogma des Patriarchats ist die Annahme eines Urvaters, eines männlich-schöpferischen Prinzips, das es seit Anbeginn gegeben habe. Damit verbunden ist die Vorstellung, dass die körperliche und geistige Überlegenheit des Mannes und seine Dominanz naturgegeben seien. Weiter sei die monogame Paarbeziehung das dem Menschen angeborene Sozialverhalten, was wiederum das Fundament der Ehe darstellt.
Maskuline Werte zählen mehr als feminine
Alle monotheistischen Religionen/Glaubensrichtungen sind patriarchal, denn sie gehen alle davon aus, dass eine männliche Energie die Welt und alles Leben erschaffen hat. In der patriarchalen Gesellschaft zählen maskuline Werte mehr als feminine, wird das maskuline Prinzip dem femininen vorgezogen.
Wir alle kennen die Mythen, Sagen und Märchen von Dämonen wie Schlangen und Drachen, die böse sind und getötet werden. Es sind die Symbole für die Urmutter, die in alter Zeit noch verstanden wurden.
Gabriele Uhlmann in «Archäologie und Macht»
Die Patriarchatsforscherin Gabriele Uhlmann schreibt in ihrem Buch Archäologie und Macht, die Geschichte des Patriarchats habe mit der Herabwürdigung der Frau im mittleren Neolithikum begonnen. Und wörtlich:
Aber was genau ist Patriarchat? Es ist mehr als die Herrschaft der Väter, mehr als Frauenfeindlichkeit und -unterdrückung, es ist eine äusserst komplexe Ideologie, die in alle Bereiche des Lebens eindringt und die für Unaufgeklärte natürlich nicht sofort erkennbar ist und auch nicht erkennbar sein darf. Das Patriarchat missachtet das Naturgesetz und tauscht es gegen willkürliche Gesetze aus, zuerst dort, wo es zwischenmenschliches Verhalten betrifft. Es manipuliert mit sexueller, physischer und psychischer Gewalt und betreibt Gehirnwäsche mittels Erpressung, Verführung und Unterhaltung, den wesentlichen Bestandteilen der Religionen. Die Heiligen Schriften sind die Manifeste des Patriarchats, die durch Missionierung verbreitet werden. Das Patriarchat spannt alle grossen und kleinen Menschen in das sich selbst beschleunigende System ein, dem sie nicht mehr entrinnen können. Es fordert übermenschlichen Fleiss und Leistung und beutet Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt aus. (…) Im patriarchalen Staat blühen Vetternwirtschaft und die Korruption, Folgen eines egoistischen Denkens, das wegen der Störung der natürlichen, zwischenmenschlichen Bindungen überlebenswichtig geworden zu sein scheint. Über die Bedarfsschaffung heizt der Staat den Konsum an und macht die Menschen von immer mehr Technik abhängig. Das nährende, erhaltende, regenerative mütterliche Prinzip wird an den Rand gedrängt und der Lächerlichkeit preisgegeben.
Und Claudia von Werlhof schreibt in ihrem Buch Die Verkehrung:
Patriarchat heisst, den Versuch zu unternehmen, eine gegen die Natur und gegen die Frauen gerichtete Gesellschaft auf der Grundlage einer angeblich möglichen männlichen «Produktivität» zu errichten, um die weibliche «Produktivität» zu «ersetzen». Nicht, weil sie auch produktiv sein wollen, errichten Männer das Patriarchat, sondern weil sie an Stelle, statt der Frauen und der übrigen Natur Allein-Hersteller, omnipotent werden wollen. Ihr Ideal ist die mutter- und naturlose Gesellschaft «gebärender» Männer. Das haben schon die alten Ägypter und vor allem die Griechen formuliert, und heute versucht man krampfhaft, diese Utopie auch materiell zu verwirklichen. Die Welt soll auf den Kopf gestellt werden.
Die Natur ist gefährlich und unberechenbar
Die Natur ist dem Patriarchat zutiefst suspekt. Sie ist gefährlich und unberechenbar und muss daher unter Kontrolle gebracht werden. (Dasselbe gilt übrigens für die Frauen. Weibliche Arbeit, Bildung, politische Einflussnahme, Sexualität und Gebärtätigkeit sollen möglichst kontrolliert werden.)
Das Mittel der Wahl im Patriarchat ist die Alchemie. Sie durchzieht das Patriarchat wie ein roter Faden. Alles wird seziert und auseinandergenommen. Unter dem Vorwand, man wolle herausfinden, was «die Welt im Innersten zusammenhält», wird dieselbe Welt komplett in ihre Einzelteile zerlegt, bis hin zur Kernspaltung. Es wird getrennt, was zusammengehört, auf dass man es neu und «besser» zusammensetzen könne. Künstliche Intelligenz soll der natürlichen überlegen sein, und natürliche Systeme wie das menschliche Immunsystem sollen durch Manipulation des genetischen Codes «optimiert» werden – weil der patriarchale Mensch es besser weiss als die Natur.
Das Verhältnis zur Natur ist nicht mehr auf Verbundenheit und Kooperation ausgerichtet, sondern grundsätzlich auf Beherrschung, Aneignung und Transformation.
Die Utopie des Patriarchats ist die mutter- und naturlose Gesellschaft. Dass wir uns mit Riesenschritten in Richtung Transhumanismus bewegen und uns die Verschmelzung von Mensch und Maschine schmackhaft gemacht werden soll, hat also durchaus Programm.
Mehr dazu
- Patriarchat – Definition, Geschichte und Symptome, von Gabriele Uhlmann
- Wie fing das eigentlich an mit dem Patriarchat? Hier bei Wild & mutig
- Es war einmal … Frieden auf Erden, hier bei Wild & mutig
(Photo by Tingey Injury Law Firm on Unsplash)


