Wir fressen uns zu Tode
Der Mensch hat für sich eine künstliche Lebenssphäre geschaffen und die Fäden, die ihn mit der Natur verbinden, zerrissen. Dafür zahlt er einen Preis: Der Organismus, der keine natürlichen Lebensbedingungen kennt, wird eine leichte Beute zahlloser Krankheiten.
Die russische Neurochirurgin Galina Schatalova (1916 – 2011) war in den 1960er Jahren Leiterin des Bereichs zur Auswahl und Ausbildung von Kosmonauten am Institut für Weltraumforschung und später als freiberufliche Ärztin tätig. Sie formulierte fünf Grundsäulen für ein System der natürlichen Gesundung, nämlich
- artgerechte vegane Ernährung,
- regelmässige Bewegung,
- gesunde Atmung,
- Abhärtung zur Aktivierung der Abwehrkräfte sowie
- geistige und psychische Gesundheit.
Würden wir nach diesem System leben, könnten wir von einer Lebenserwartung von über 150 Jahren ausgehen. Sie schreibt ausserdem: «Wer nicht schön ist, ist nicht gesund.» Wenn man ein gesundes Leben führe, zeige sich das garantiert in der äusseren Erscheinung.
In ihrem Buch Wir fressen uns zu Tode schreibt Galina Schatalova, der Grundstoffwechsel eines wirklich gesunden Menschen benötige bei veganer Ernährung pro 24 Stunden lediglich 250 bis 400 Kilokalorien – und nicht, wie von der herrschenden Lehre propagiert, 1200 bis 1700 Kilokalorien.
400 Kilokalorien sind genug
Um ihre These zu untermauern, führte sie mehrere Experimente zur Ermittlung des Nahrungsbedarfs unter Belastung durch. Es handelte sich dabei um Marathons und mehrtägige Wanderungen, darunter ein Supermarathon von 500 Kilometern in sieben Tagen und eine 23-tägige Bergwanderung. Letztere absolvierten die Teilnehmenden mit einer täglichen Nahrungsration von 50 Gramm Buchweizen und 100 Gramm getrockneten Früchten. Die Teilnehmenden erreichten das Ziel bei bester Gesundheit – und niemand hatte an Gewicht verloren.
Wenn sich der Mensch mit frischen Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft ernährt, welche die Eigenschaften des Lebendigen bewahrt haben, benützt er in vollem Mass den in den Pflanzen vorhandenen Mechanismus der Selbstverdauung.
Galina Schatalova
Galina Schatalova war der Meinung, dass die Nahrung nicht die einzige Energiequelle des Menschen ist. Sie bezog sich unter anderem auf die Resonanzenergie, die von der Übereinstimmung der Schwingungen zwischen Strukturen des menschlichen Körpers und des Kosmos herrührt. Die bedeute, so Schatalova, dass unser energetisches System Energie von kosmischen Strahlen erhalte.
Fleisch ist eine einfache Ansammlung lebloser Eiweisse, Fette und Kohlehydrate
Über kosmische Strahlen kann ich nichts sagen; das ist nicht mein Fachgebiet. Aber dass die meisten Menschen zu viel (und das Falsche) essen, glaube ich sofort. Galina Schatalova spricht sich für vegane Ernährung aus und begründet dies wie folgt:
Erstens gibt es im Flesich nur 52 Prozent vom menschlichen Organismus verwertbare Substanz, während es in der pflanzlichen Nahrung 94 Prozent sind. Ausserdem ist im Fleisch das Verhältnis zwischen den vom Menschen benötigten Nahrungselementen wesentlich unausgewogener als in den Pflanzen.
Das Fleisch der Tiere wird erst durch eine aufwendige Bearbeitung geniessbar, in deren Prozess alle Eigenschaften des lebenden Muskelgewebes abgetötet werden und der Mechanismus der Selbstverdauung zerstört wird. Es verwandelt sich in eine einfache Ansammlung lebloser Eiweisse, Fette und Kohlehydrate. Im Ergebnis verbraucht der Mensch ungerechtfertigt viel Energie für seine Verdauung. Wenn sich der Mensch mit frischen Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft ernährt, welche die Eigenschaften des Lebendigen bewahrt haben, benützt er in vollem Mass den in den Pflanzen vorhandenen Mechanismus der Selbstverdauung.
Die meisten Menschen essen zu viel
Mal abgesehen davon, dass viele Menschen das Falsche essen: Die meisten von uns essen definitiv zu viel. Viele Menschen essen aus Gewohnheit – und nicht, weil sie Hunger haben. Dabei ist längst erwiesen, dass der Mensch besser in der Reduktion lebt als im Überfluss, zumindest, was das Essen anbetrifft.
Misstrauen ist angebracht, wenn die herrschende Lehre (über ihre willfährigen Verbündeten, die Massenmedien, aka «Qualitätsmedien») uns etwas weismachen will. Wenn wir alle weniger essen und weniger krank sind, lässt sich mit uns weniger Geld verdienen. Daran hat das System kein Interesse – denn nicht nur die Konsumindustrie will an uns verdienen, sondern auch das so genannte Gesundheitssystem. Es lebt davon, dass möglichst viele Menschen möglichst oft und lange krank sind.
Wir alle machen Zugeständnisse an die Trägheit
Geredet und geschrieben wir viel, aber wenn du etwas am eigenen Leib ausprobierst, dann weisst du, ob (und wie) es wirkt.
Dafür braucht es cojones, zu deutsch: Eier. Und Willen. Es kann anstrengend und unbequem sein.
Galina Schatalova:
Die Menschen möchten gesund sein, sie möchten so leben, wie es ihnen die Natur bestimmt hat. Aber kaum ist der Vortrag zu Ende, gehen die Hörer nach Hause, und schon beginnt ihr Wunsch, auf neue Art zu leben, unmerklich zu verschwimmen: heute ein Zugeständnis an die Trägheit, morgen das nächste.
Schliesslich nehmen Trägheit und Zivilisation überhand, und ade ihr guten Vorsätze. Man braucht eine ausreichende Menge an Wissen und innerer Kraft, einen starken Willen, um der Macht der traditionellen – und verhängnisvollen – Lebensweise zu widerstehen, welche ungleich gefährlicher ist als Alkoholismus, Rauchen und andere Formen von Sucht. Denn der Alkoholiker und der Süchtige wissen zumindest um ihre Krankheit.
Und jetzt denken sie darüber nach, ob sich ein «praktisch gesunder» Mensch krank und minderwertig fühlt, wenn er jeden Morgen reichlich frühstückt, Frau und Kinder küsst, mit dem Bus zur Arbeit fährt, zur vorgesehenen Zeit in der Werkskantine oder in der nächsten Imbiss-Stube sein Mittagessen einnimmt, die Zeitung lies, fernsieht und sich schliesslich schlafen legt.
Um ihn sorgen sich Konstrukteure, Designer, um für ihn den bequemsten, den weichsten Lehnstuhl oder die eleganteste Couch zu entwerfen. Die Bauern füttern ihr Vieh, damit der Tisch unserers Normalbürgers reich gedeckt bleibt. Talentierte Journalisten und andere Vertreter der schöpferischen Zunft machen sich Gedanken darüber, wie sie den werten Erdbewohner unterhalten können.
Mehr dazu
- Galina Schatalova: Wir fressen uns zu Tode
- Yoshinori Nagumo: Ein leerer Magen macht gesund
(Photo by Sander Dalhuisen on Unsplash)


